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Solo Longtrail - Helags Husky in Härjedalen

Anreise - Von Wolfach mit Zug und Flieger nach Stockholm Arlanda. Mit dem Nachtzug nach Österdalen, von dort mit dem Bus über Svenstavik nach Ljungdalen. Dann zum Nurdachhaus in Hulten am Ljunganfluss.

 

Erste Hundefahrt allein mit Ingo nach Storsjö. Ca. 30 km?

Von Ingo bekomme ich einen Overall (von Helly Hansen Gr. 52) sowie die großen roten Fäustlinge und besondere amerikanische wasserdichte Boots gegen die Kälte. Zunächst erklärt er mir alles Notwendige für die Fahrt mit dem Hundeschlitten mit 3 – 4 Alaskans davor. Ich setze den Schneeanker, kontrolliere die Karabinerhaken, kontrolliere die Panikleine und schirre die Hunde selbst ein. Beim Start dann Schwierigkeiten beim Lösen der Panikleine, doch dann geht die rasante Fahrt quer über die Straße, über die hohen Schneewälle auf den ansteigenden Trail durch schütteren nordischen tief verschneiten Tannen und Birkenwald. Die Hunde überschlagen sich zunächst vor Energie und ich habe alle Kraft und Geschicklichkeit nötig um auf den Kufen zu bleiben und nicht von herabhängenden Zweigen vom Schlitten gewischt zu werden. Ich beobachte Ingo, wann er die Bremsmatte unten hat, wann er mit der Bremsmatte Fahrt weg nimmt und lerne langsam durch Nachahmung. Dabei ständige Aufmerksamkeit auf die Hunde, ob einer langsamer wird weil er scheißen muss usw. Gleichzeitig volle Aufmerksamkeit auf den Trail, ob eine Straße kreuzt, ob eine Kurve bevorsteht usw.
Auf dem Storsjön (567m) (übersetzt: großer See) lange ebene Fahrt auf wenig gespurtem Trail bis zum Dorf Storsjö mit kleiner Kirche usw. Ich bin begeistert und fast alles klappt.

Später im Wald, als der stetig geradeaus verlaufende Trail plötzlich scharf bergab in den Wald hinein abbiegt, bekomme ich die Kurve nicht und stürze in den tiefen Schnee. Ich halte den Schlitten fest und kann mich nach dem zweiten Anlauf selbst wieder aufrichten und die Fahrt mit OK-Kommando fortsetzen.
Abends zurück am Haus. Nach dem Ausschirren wird gefüttert. Dabei stehen alle Hunde im Kreis um den Cooler (Futterbehälter) und warten darauf, dass Ingo jedem seinen Freßnapf hinstellt, eine volle Kelle der Brühe einfüllt, Danebengefallenes dürfen sie fressen, aber erst auf sein Kommando stürzen sich alle auf ihr Fressen. Das macht anscheinend jeder Musher anders, wie überhaupt jeder anscheinend eine andere Einstellung zu allem hat. Auch welche Hunde jeder bevorzugt.
Ingo geht mit den Hunden sehr natürlich um und hat kein besonderes Betüdeln drauf. Ich lerne viel von ihm.

Zum Abendessen gibt es Grünkohl mit verschiedenen Wursteinlagen und Scheiben von Kasseler dazu, sowie gekochte Kartoffeln. Alles ganz köstlich. Dazu Bier aus der Dose, Schokolade, Gummibärchen und überzogene Nüsse zur Abrundung. Alles sehr entspannt und freundlich, ich fühle mich wohl in der Gesellschaft hier im tief verschneiten Wald direkt am gefrorenen Fluss. Der Blick aus dem Fenster erinnert mich an?

Helags Husky : Zum ersten Mal im Fjäll
Zum ersten Mal im Fjäll

Zweite Hundefahrt von Hulten in Richtung Helags (1796m). Ca. 45 km.

 

Herrliche Fahrt durch den Birkenwald hinauf auf’s Fjell. Vorneweg Ingo mit 5 Alaskans, dann ich mit meinem 4rer Gespann.

 

Licht überströmte Weite, sanft gerundete Kuppen, steile Anstiege, dann endlose Fahrt durch ungespurten tiefen Schnee, ein Schneehase auf der Flucht riesige Prankenabdrücke im Schnee hinterlassend, rechts die Himmelsrasta, eine alte Hütte einsam in der Weite, bis zum Wendepunkt kurz vor der Helagsfjällstation. Mitten im Fjell saßen plötzlich eine Gruppe bunt gekleideter Menschen in der weißen Einsamkeit und freuten sich dort zu sein. Dann Abfahrt von der Höhe hinab in die Waldregion von Ljungdalen. Ich musste all mein Können einsetzen, um mit bremsender Matte und tief in den Knien den Schlitten durch Kurven und steile Passagen hinab zu lenken.

Dritte Hundefahrt, ca. 37 km.

 

Entlang dem Ljungan nach Osten, über Västsätern nach Norden auf die große Bergkette zu, Falkvalen (910) Wendepunkt Richtung Ljungdalen.
Heute drehe ich die ersten Videos. Ich muss erst noch die richtige Technik herausfinden, aber die bewegten Bilder machen Freude auf mehr und bessere Filmchen. Der Storakläppen (1015m) ist als Landmarke in der Weite nicht zu übersehen. Der schroffe Abfall nach SO ist eindrucksvoll. Dann tauchen langsam die Berge im Norden in der Sonne auf.

 

Mächtige gerundete Kollosse bis 1455 m hoch. Dort wo unter dem Schnee tausende von kleinen Seen schlummern, auf einer Höhe von 910 m, wenden wir nach SW Richtung Ljungdalen, genau unterhalb des steilen Abhangs mit der überhängenden Schneewächte des Husvalen (1122 m). Für mich kommt jetzt aber eine weitere heftige Abfahrt hinab durch den Tannenwald auf engem Trail. Ich muss stark bremsen und verwende die Mittelbremse um kein Risiko einzugehen. Es ist recht anstrengend, aber erfolgreich erreiche ich das Tal.

Vierte Hundefahrt von Hulten über den Viksjön nach Skärkdalen. Weiter entlang der Straße und Strom-Leitung über das Fjell Richtung Mittadalen, dann nach Osten Richtung Messlingen. Kurz vor Messlingen nach Norden abbiegend über das Fjell bis zur Hütte Risassfugan. Weiter hinab zum Storsjön. Links des Ljungan zurück bis Hulten.
Ca. 70 km. 6 Std. Fahrzeit.

Auf dem Fjell heftiger Wind von rechts mit Eistreiben dicht über den Boden. Später meinte Ingo, das wäre noch garnichts, aber mir erschien es schon so extrem wie eine Expedition zum Südpol. Die Sonne scheint und es entsteht eine beeindruckende Doppelhelix vor uns am Wolkenhimmel. Es ist gefühlte - 20° kalt und beim Filmen erfrieren mir fast die Fingerspitzen. Links von uns die steilen Schneebarrieren der Straße, die mit etwas zusammengekniffenen Augen wie ferne gewaltige Gebirgs-ketten aussehen. Dann überqueren wir die Flatruet, die an ihrer höchsten Stelle 975 m hoch liegt. Die einzige und wichtige Verbindung nach Norwegen in dieser Region, die gelegentlich einen Umweg von ca. 200 km erspart.
Tiefer unten wieder herrliche Fernsicht nach Süden Richtung Rogen. Wir fahren am Rande der spärlichen Krüppelbirken Richtung Messlingen.

Helags Husky : Kurze Rast
Kurze Rast

Erneute Überquerung des Fjells. Jetzt ist der Wind fast ein Sturm und es ist bitter kalt. Der Schlitten wird stark zur Seite gedrückt, ich kann nur tief geduckt und mit dem linken Fäustling als Windschutz am Kopf dem schneidenden Eistreiben widerstehen. Die Hunde Charly, Life, Kjell und Kjartan ziehen unerschütterlich durch den Sturm. Ich kann kaum noch Ingo mit seinem Gespann sehen. Als es wieder hinunter in leicht bewaldete Regionen geht, bin ich sehr froh. Die Hütte Risassfugan taucht unterhalb eines gewaltigen Begrückens auf, wir machen Rast. Der Schlitten wird mit dem Anker tief im Schnee befestigt. Wir befreien die Hunde von der Neckline und schirren sie an der Tugline an. Jetzt haben sie mehr Bewegungsfreiheit. Die Zugleine wird mit dem zweiten Anker nach vorne gespannt. Ingo hat inzwischen den Trangia-Kocher angezündet und taut Schnee im Topf. Zweimal wird Schnee nachgefüllt bis ca. 0,7 Li. Wasser kochen. Der Indonesische Reiseintopf kann eingerührt werden und schmeckt ganz ausgezeichnet.Es ist herrlich, im Sonnenschein und Windschatten an der Hütte im Schnee zu sitzen, Eintopf zu genießen und die grandiose Fernsicht nach Süden bis zum Rogen zu betrachten.

Nach dem Aufbruch fahren wir zunächst durch den Schatten entlang des Bergrückens. Dann tauchen wir in den vollen Sonnenschein und sehen die gewaltige Bergkette im Norden in voller Breite und grandioser Schönheit. Weiß verschneite gigantische Eisriesen reihen sich einer an den anderen.
Mensch ist das schön! Beim Filmen erfriere ich mir fast meine Fingerspitzen, bevor ich die Kamera wieder verstauen kann. Auch der Blick auf den Storsjön ist ergreifend schön. Jetzt kommt eine extreme Abfahrt und alles Können muss abrufbereit sein. Die Matte ist unten, beide Füße darauf und mit Druck gegen die Handlebar oder auch Tower genannt verstärke ich den Druck auf die Bremsmatte. Als das nicht mehr genug ist und steile Passagen bevorstehen muss ich die Mittelbremse benutzen und auch dort reicht bald normaler Druck nicht mehr aus die Geschwindigkeit zu verringern. Ich muss jederzeit in der Lage sein, auf plötzlich entstehende gefährliche Momente so zu reagieren, dass den Hunden mit ihren empfindlichen Beinen und Gelenken nichts passiert. Bei allen Manövern gehe ich tief runter mit dem Schwerpunkt und stemme mich wie beim Skifahren mit starker Gewichtsverlagerung zur Innenkurve auf die Außenkufe. Dabei wird die Handlebar zur Innenseite der Kurve herübergezogen. Ich komme gut unten an und bin sehr erleichtert. Das war die bisher schwerste Abfahrt für mich. Ich komme mir schon sehr erfahren und cool vor.
Nach der Ankunft vor Ingo’s Haus werden die Hunde gelobt, ausgeschirrt, gefüttert und an ihren Hütten angekettet. Ingo und ich fallen uns euphorisch in die Arme. Das war eine phantastische Tour.

Ruhetag. Ausflug nach Funäsdalen zum Samifest

Helags Husky : Weite erleben
Weite erleben

Fünfte Hundefahrt
Von Hulten zum Viksjön über den Berg zum Öjön, dann Richtung Helags an der Himmelsrasta vorbei zum Umkehrpunkt. Zurück Richtung Ljungdalen kommt dann der Abzweig zum nördlicheren Paralleltrail über Postvallen, Angesvallen nach Ljungdalen. Eine schöne Strecke durch den Wald.

Sechste Hundefahrt zum Sylarna. 85 km, 7,5 Std.

Der Versuch eines frühen Starts ging etwas daneben. Bei bedecktem schneeigen Himmel von Hulten entlang dem Viksjön zur Helags Fjellstation. Vom Helags und danach fegte heftiger Wind aus Süden über die Bergflanken herab. Die treibenden Eiskristalle flossen in Bändern über den harten Schnee. Mein Schlitten wurde stark von der Spur abgetrieben. Ich musste mich mit vorgehaltenem Fäustling im Gesicht schützen und gleichzeitig hart das Gewicht verlagern und an der Handlebar ziehen. Emsig und unermüdlich trabten die Hunde. Bei einer Snackpause zeigte mir Ingo die fernen Berggipfel, wo wir in ein Tal, dann über einen Berg hinüber in ein dahinter liegendes Tal unterhalb des Sylarnagipfels wollten. Phantastische Berwelt im treibenden Schnee im mittlerweile aufgerissenen Himmel. Die Sonne schien, welch ein Glück an meinem letzten Tag.

Ich war euphorisch und joikte, dass den Hunden und Ingo die Ohren übergingen. Irgendwann erreichten wir eine Nothütte zwischen den Berghängen. Von da aus ging's bergauf und ich musste zu immer neuen Horizonten teilweise laufend oder pedalend den Hunden helfen, diesen gewaltigen Anstieg zu bewältigen. Schweißgebadet erreichten wir den Sattel. Von nun an ging's moderat bergab an schräger Bergflanke entlang. Die Wolken um den Sylarnagipfel rissen auf und enthüllten grandiose Felswände, ausgedehnte Schneehänge ohne jede Spur von Mensch oder Tier. Einsamkeit pur und weite Sicht zu den Bergmassiven im Norden. Ich drehte voller Begeisterung einen Film nach dem anderen auf meiner Digi-Kamera und wurde dabei fast querstehend zu den Hunden abgetrieben. Ingo meinte, dass ich wieder Spirentien mache. Mittlerweile erfasste mich die Sorge, ob wir wohl rechtzeitig zum Abendessen um 18:30 im Restaurant sein werden. Verrückt, jetzt hier über so was nachzudenken. Die Zeit war noch im grünen Bereich, aber eine weite Rückfahrt musste noch bewältigt werden. An der Bergflanke zog eine lange Reihe von Tourengehern einsam und klein ihre Spur Richtung Helags. Jetzt hatten wir im Abendlicht noch gute 15 km. Die letzten steilen Stellen hinab nach Ljungdalen meisterte ich cool und stolz. und um 17:30 waren wir wieder in Ingos Hütte.